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Andreas Finger wird neuer sportlicher Leiter

    Der PSV Wismar e. V. konnte zum Jahreswechsel einen Coup landen und hat mit Andreas Finger die knapp zwei Jahre vakante Stelle des sportlichen Leiters kompetent besetzt. Der neue Verantwortliche für den gesamten sportlichen Bereich war bis dato seit 2016 als Jugendtrainer bei den Wendorfern aktiv und wechselt jetzt mit seiner Vertragsunterschrift von der Trainerbank in den Vorstand.

    Grund genug für uns als Online-Redaktion, mit ihm darüber zu sprechen, welche Erfahrungen er mitbringt, wie er die aktuelle Situation bewertet und wie er insbesondere den Herrenfußball beim PSV wieder auf Kurs bringen will.

    Redaktion: Andreas, Glückwunsch zu Deiner neuen Aufgabe. Wir möchten Dich etwas näher kennenlernen und haben ein paar Fragen mitgebracht.

    Wie bist Du eigentlich zum PSV gekommen?

    Durch unseren Umzug 2016 nach Wismar-Wendorf. Das heutige HW Leasing Stadion liegt auf meinem Arbeitsweg und da mein ältester Sohn Till dort Fußballspielen wollte und der PSV in Wismar und im Umkreis einen sehr guten Ruf hat, lag es irgendwie auf der Hand, dass wir zum Wismarer Stadtteilverein gehen. Ich habe dann als Jugendtrainer von Till beim PSV angefangen und bin seit heute mit Begeisterung dabei. Die Arbeit hat mir wirklich Spaß gemacht und so wie es aussieht, hat mein Sohn mein Talent und meine Begeisterung für den Fußball geerbt und ist nach wie vor mit großem Spaß dabei. Aber jetzt ist es Zeit, dass „meine Jungs“ durch einen Trainerwechsel auch wieder neue Impulse bekommen.

    REDAKTION: Was sind Deine bisherigen Stationen im Fußball?

    Das Fußballspielen gelernt habe ich von 1988 an bei der TSG Wismar. Ich habe da alle Jugenden durchlaufen und bin schließlich in die 1. Männermannschaft gekommen, wo ich bis 2003 gespielt habe. Dann bin ich nach Grevesmühlen gewechselt und zwei Jahre später dann zum Mecklenburger SV. Hier habe ich bis 2014 gespielt und habe mich dann den Alten Herren des FC Anker Wismar angeschlossen, wo ich noch heute aktiv bin.

    REDAKTION: Welche Erfahrungen konntest Du in dieser Zeit sammeln?

    Ich konnte zahlreiche Aufstiege und Titel im Männer- und Altherrenbereich miterleben. Daher weiß ich, worauf es im Mannschaftssport ankommt. Aber auch Niederlagen sind wichtig, um sich weiterzuentwickeln. Ich habe in meinen nunmehr 35 aktiven Jahren die Erfahrung gemacht, dass der Teamgedanke neben taktischer Disziplin oft den Ausschlag gibt, ob man als Sieger den Platz verlässt – insbesondere in engen und wichtigen Spielen. Das möchte ich gerne den Jugendlichen mit auf den Weg geben. Dabei ist man nicht nur ein Team auf dem Platz, sondern auch in der Freizeit. Nicht selten entstehen so Freundschaften, die ein Leben lang andauern. Auch das ist wichtig und trägt zur Persönlichkeitsbildung bei. Ein weiterer wichtiger Punkt ist dabei, niemals aufzugeben. Auch das habe ich erlebt und möchte es der Jugend vermitteln – ob nach Niederlagen oder nach Rückschlägen wie einer Verletzung. Alleine ist es oftmals schwer aber im Team kann man sich gegenseitig wieder aufrichten.

    REDAKTION: Du hast ja schon einige Stationen hinter Dir, was verbindet Dich denn grade mit dem PSV und was schätzt Du an dem Verein?

    Der PSV ist mein Stadtteilverein. Ich schätze besonders das familiäre miteinander. Jeder kennt jeden und die Grundstimmung ist sehr positiv. Das merkt jeder der den Platz betritt. Hier wird nicht nur Sport getrieben und um Punkte gekämpft, sondern auch mal zusammen gefeiert. Auch das ist wichtig – das soziale Miteinander. Grade in einem Stadtteil wie Wendorf. Hier leistet der PSV in meinen Augen einen wichtigen Beitrag.

    Zudem haben wir hier eine tolle Sportanlage, verkehrsgünstig gut gelegen, die sich in den nächsten zwei Jahren noch verbessern wird und ist dann eine der modernsten Anlagen im gesamten Kreis.

    Kurzum: das Gesamtpaket im Verein könnte aus meiner Sicht nicht besser sein.

    REDAKTION: Hast Du lange überlegt, als die Verantwortlichen an Dich herangetreten sind?

    Ich habe mich schon länger mit dem Gedanken beschäftigt, wie ich meine Erfahrungen nach meiner Trainertätigkeit im Jugendbereich beim Verein einbringen kann. Denn dass ich nach der Saison die Mannschaft abgebe, stand für mich bereits fest. Ich habe die Zeit als Trainer meines Sohnes in jedem Fall genossen, denn mehr Zeit kann man mit seinem eigenen Kind eigentlich nicht verbringen. Aber die Zeit für was Neues ist jetzt einfach gekommen.

    Da ich mich gedanklich schon mal mit der Funktion und den Aufgaben eines sportlichen Leiters auseinandergesetzt hatte, wusste ich, was auf mich zukommt. In den Gesprächen mit den Verantwortlichen habe ich dann gemerkt, dass es fachlich gut passt und wir gemeinsam eine Idee haben, wie sich der Verein entwickeln soll. Dass es menschlich passt, wusste ich ja schon vorher und so habe ich nicht lange überlegt.

    Ich freue mich, dass ich die Entwicklung des Fußballs beim PSV aktiv mitgestalten kann, bin mir aber der Verantwortung bewusst und gehe mit der entsprechenden Demut und mit Respekt an die Aufgabe heran. Aber gemeinsam im Team werden wir das schon schaffen, auch wenn es hier und da mal schwierige Entscheidungen zu treffen gilt.

    REDAKTION: Das ist das richtige Stichwort, denn sportlich könnte es grade im Herrenbereich besser laufen. Wie bewertest Du die aktuelle sportliche Situation?

    In den Jugendmannschaften machen wir – und das schon seit vielen Jahren – einen sehr guten Job und demzufolge haben wir als Verein einen sehr guten Ruf. Der PSV kann darauf zurecht stolz sein, wird sich daran aber auch messen lassen müssen in Zukunft. Ausruhen können wir uns darauf nicht, das wissen alle im Verein.

    Im Herrenbereich sieht’s da schon etwas anders aus. Hier hat es nach der letzten Saison einen großen Umbruch gegeben. Viele arrivierte Spieler haben den Verein verlassen und wir haben nach der Auflösung der 2. Herrenmannschaft beide Teams zusammengeführt. Der aktuelle Kader hat nicht die Qualität, sich in der Landesliga zu behaupten. Auch das wissen wir und unser Hauptaugenmerk liegt aktuell darauf, die Saison anständig zu Ende zu spielen und einen Neuaufbau vorzubereiten und einzuleiten. Das wird eine Herkulesaufgabe, der ich mich aber gerne stellen möchte.

    Es gibt aber auch Positives das wir daraus ziehen können. So habe ich das Gefühl, dass diese Talsohle die wir grade durchschreiten dazu führt, dass die Spieler im Verein näher zusammenrücken. Jetzt zeigt sich nämlich, wer Eigeninteressen zum Wohle des Vereins zurückstellen kann. Genau diese Mentalität müssen wir wieder stärken!

    Besonders stolz bin ich und auch der Vorstand, dass die Alten Herren bereit sind einzuspringen wenn es mal eng wird bei den Herren. Das gab es so vor Jahren nicht. Diese Einstellung möchte ich gerne weiter fördern – sich gegenseitig helfen, wenn Not am Mann ist. Und das fängt schon in der Jugend an.

    REDAKTION: Was sind dabei die größten Herausforderungen aus Deiner Sicht?

    Ganz klar die Neuausrichtung des Herrenfußballs. Hier gilt es viele Gespräche zu führen und alle von der Neuausrichtung und vom PSV zu überzeugen. Leider ist speziell nach Corona zu beobachten, dass der Sport bei unserer Jugend nicht mehr den Stellenwert hat wie früher. Der Leistungsgedanke und das unbedingte Gewinnen wollen sind irgendwie abhanden gekommen. Party machen, lange schlafen oder Stadionbesuche beim Lieblingsverein sind oftmals wichtiger als das eigene Team zu unterstützen. Das ist besorgniserregend aus Vereinssicht aber umso schwerer zu händeln, weil es ein allgemein gesellschaftliches Problem ist, wie ich aus vielen Gesprächen mit anderen Vereinen weiß. Dabei ist das eigene Team das Wichtigste – das müssen wir unserem Nachwuchs unbedingt wieder beibringen.

    Ähnlich verhält es sich bei der Trainersuche im Kinder-, Jugend- und Herrenbereich. Auch das wird immer schwieriger. Viele haben heute genügend eigene Probleme, so dass sie sich nicht mehr ehrenamtlich engagieren können oder wollen. Das wird eine permanente Herausforderung bleiben. Umso bemerkenswerter ist es, dass sich viele Trainer und Betreuer beim PSV schon seit Jahren dieser Aufgabe stellen. Das gebührt allen Respekt ist und gar nicht hoch genug zu honorieren.

    REDAKTION: Das hört sich nach viel Arbeit an. Welche Themen möchtest Du gerne konkret angehen?

    Gemeinsam mit meinen Vorstandskollegen haben wir bereits begonnen, unser Jugendkonzept zu überarbeiten. Das ist mir sehr wichtig, weil wir in der Analyse der bisherigen Entwicklung einige Verbesserungspotentiale identifiziert haben. Die Auswirkungen betreffen die ganze Abteilung von der unteren Jugend bis zu den Herrenmannschaften. Grob kann man das in diesen vier Punkten zusammenfassen:

    • LEISTUNG: Stärkere Förderung von Leistungsträgern, schon im unteren Jugendbereich
    • KONTINUITÄT: durch feste Trainerteams von D bis zu den A-Junioren
    • ZUSAMMENHALT: stärkere Verbundenheit innerhalb der Teams – Motto: “We stand together” bzw. “We are one”
    • KRÄFTEBÜNDELUNG: Förderung von Kooperationen und Nutzen von Synergien, auch in Form von Spielgemeinschaften, in Wismar und im Wismarer Umfeld

    REDAKTION: Und was denkst Du, womit kannst Du bei neuen Spielern punkten?

    Ich werde versuchen, sie von unserem Weg zu überzeugen. Das wird auch nicht von heute auf morgen gleich funktionieren. Wir wissen, dass wir erstmal kleine Brötchen backen müssen. Was ja aber auch nicht heißt, dass diese nicht schmecken. Ich möchte gerne eine Aufbruchstimmung erzeugen, dann kommt der Rest von ganz allein.

    Dafür werde ich alles einsetzen: meine Leidenschaft für den Fußball, meine kommunikativen Fähigkeiten, mein Netzwerk, meine Kontakte und letztlich meine Erfahrung aus 35 Jahren Fußballsport.

    Ein ganz wesentliches Argument wird schon bald jeder sehen können: unser neues Vereinsgelände! Hier haben wir nach Fertigstellung 2025 überragende Möglichkeiten. Ein neues Gebäude nur für die Sportler, ein neuer Kunstrasen, eine neue Laufbahn und ein komplett saniertes Bestandsgebäude mit Gemeinschaftsräumlichkeiten – wer hat das schon im Umkreis.

    So wird das Gelände immer mehr zum Mittelpunkt des Vereinslebens. Ich wünsche mir, dass der Zusammenhalt im Verein mal dazu führt, dass die Mitglieder nicht nur zusammen Fußball spielen, sondern auch mal zum Platz kommen, um sich auszutauschen, auch mit Mitgliedern aus anderen Abteilungen – den Leichtathleten, den Boxern oder den Basketballern zum Beispiel.

    REDAKTION: Was würdest Du jungen Fußballer*innen mit auf den Weg geben?

    Genießt die Zeit mit Euren Teamkollegen. In einer Mannschaft lernt man Dinge fürs Leben. In der Gemeinschaft, geht vieles einfacher. Gebt niemals auf, Glaubt immer an Euch und seit immer fair zu Euren Teamkameraden und zu Euren Gegnern! Nutzt die Gelegenheit, Freundschaften zu gründen, die Euch ein Leben lang begleiten werden, auch wenn sich die Wege mal trennen sollten. Das ist bei allem sportlichen Erfolg – oder auch Misserfolg – das was am meisten zählt und am längsten bleibt. Das habe ich selbst erfahren dürfen.

    Jürgen Klopp hat einmal gesagt: “Niemand will das hören, aber es ist die Wahrheit. Wenn man in Zukunft erfolgreich sein will, muss man bereit sein, jetzt sehr hart zu arbeiten”. Das trifft es doch ganz gut. Auf die jungen Fußballer und auf mich und meine Funktion als Sportlicher Leiter beim PSV.

    REDAKTION: Das wäre ja schon ein schönes Schlusswort. Aber zum Abschluss noch ein paar persönliche Fragen mit der Bitte um kurze Antworten:

    • Privat: Jogger oder Jeans?
    • Jogger!
    • Essen: Tankstellen-Bowu oder 5-Sterne-Menü?
    • Tankstellen-Bowu!
    • Urlaub: Camping oder All-Inklusive?
    • All-Inklusive!
    • Haustier: Hund oder Katze?
    • Hund!
    • Fußball: Kick-and-Rush oder Schweizer Abwehrriegel?
    • Kick-and-Rush!

    REDAKTION: Vielen Dank Andreas für Deine Zeit und die ausführlichen Antworten. Wir wünschen Dir viel Erfolg.

    Abschließend noch ein paar Worte unseres Abteilungsleiters Andrè Korsch:

    Ich freue mich sehr, dass wir Andreas für diese verantwortungsvolle Aufgabe gewinnen konnten. In den Gesprächen mit ihm habe ich schnell gemerkt, dass wir dieselbe Philosophie verfolgen und dieselbe Vorstellung davon haben, wie sich unser Fußball aber vor allem, wie sich unsere Sportler entwickeln sollen. Das war beeindruckend. Zudem bringt Andreas eine stationsreiche Vita mit und ist sehr gut vernetzt. Mit der Besetzung des Hauptverantwortlichen im sportlichen Bereich haben wir das fehlende Puzzleteil gefunden, denn letztlich läuft bei ihm sportlich alles zusammen. Aber er ist nicht alleine, dass weiß er auch. Wir haben ein tolles Team und sind bereit, die viele Arbeit vor uns gemeinsam anzugehen.

    Ich wünsche Andreas viel Erfolg und Durchhaltevermögen auf dem bevorstehenden Weg und freue mich auf die Zusammenarbeit.

    Wir danken der Baustoffprüfstelle Wismar GmbH für die Möglichkeiten zur Nutzung der Räumlichkeiten!