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BVB Feriencamp zu Gast beim PSV

    | BVB-Fußballakademie in Wismar: 78 Nachwuchskicker trainieren wie die Profis|

    Fünf Tage lang hat Schwarz-Gelb das Stadion vom PSV Wismar dominiert. BVB-Fußballakademie in Wismar war dort zu Gast und hat 76 Jungs und zwei Mädchen trainiert.

    Dario Scuderi gehört zum Trainerstab der Akademie und ist auch in Wismar dabei gewesen. Er musste seine Fußballkarriere wegen einer schweren Beinverletzung beenden. Quelle: Lothar Birzer

    Schwarz-gelbes Absperrband riegelt den Parkplatz am PSV Stadion ab. Dort steht nur ein Auto – mit der Aufschrift BVB. Ansonsten sind nur Fahrräder zu sehen. Kurz vor zehn kommen viele Kinder angeradelt, um mit Fußballexperten zu trainieren, Fußballexperten vom Bundesligisten Borussia Dortmund.

    Auf dem Platz steht Dario Scuderi. Um ihn herum dribbeln zehn Jungs. „Den Ball immer schön im Auge behalten“, ruft er ihnen zu. Scuderi ist ein Trainer der BVB Evonik Fußballakademie. Er war auf dem Weg zum Fußballprofi, bis ihn eine schwere Knieverletzung stoppt. Die ist so kompliziert, dass sogar eine Amputation droht. Zu der kommt es glücklicherweise nicht. Mit 21 Jahren, noch bevor Scuderi richtig durchstarten kann, muss er seine Profikarriere auch schon wieder beenden. Doch er bleibt weiterhin auf dem Platz. Dort hat er eine neue Berufung gefunden: Nachwuchstrainer.

    Ganz viel Schwarz-Gelb

    Für fünf Tage ist die BVB Evonik Fußballakademie nach Wismar gekommen – mit ganz viel Schwarz-Gelb. Die Vereinsfarben sind auf großen Bannern zu sehen und natürlich an den Kindern. Alle tragen Trikots von Borussia Dortmund. Auch Paula. Die Achtjährige aus Neumühle bei Schwerin ist eins von zwei Mädchen, die mittrainieren. Sie findet das Camp „cool“ und Kicken natürlich auch. Die Leidenschaft für Ballspielen teilt sie mit ihrem großen Bruder. Später möchte Paula gerne Fußballprofi werden – am liebsten bei der Frauenmannschaft des BVB. „Wir haben leider noch keine“, bedauert Torsten Sengteller, sportlicher Leiter der Akademie. Aber in ein paar Jahren, wenn Paula etwas älter ist, könnte das anders sein.

    Traum von Fußballkarriere

    Torsten Sengteller ist mit dem Camp in Wismar zufrieden und schickt jeden neugierigen Zaungast wegen der Corona-Bestimmungen sofort weg. Nichts soll das Training gefährden. An dem nehmen insgesamt 78 Kinder teil, 40 vom PSV Wismar sowie Kicker aus der Umgebung und Rostock. Zwischen sechs und 13 Jahren sind sie alt, viele träumen von einer Fußballkarriere. Dass die schnell vorbei sein kann, sehen sie am Schicksal von Dario Scuderi. Ihm und den anderen Trainern ist es deshalb wichtig, dass es den Kindern nicht nur um den Ball geht. Mit kleinen Koordinations- und Lernübungen regen sie neben der körperlichen Kondition auch deren geistige Fähigkeiten an.

    Eins-gegen-Eins-Training auf dem Platz | Quelle: Kerstin Schröder

    Strenge Corona-Regeln

    Zehn Akademie-Mitarbeiter sind mit dabei: sechs Trainer, zwei Cheftrainer, der sportliche Leiter und ein Corona-Beauftragter. Sie sind auf Einladung von Lothar Birzer gekommen. Er ist PSV-Vorstandsmitglied, beim Kreisfußballverband für die Talentförderung zuständig und großer BVB-Fan. „Wir haben mit der Akademie schon Camps in Klütz und Warin organisiert und waren mit der Arbeit dort sehr zufrieden“, erzählt er.

    Dass sein Lieblingsverein nun in seiner Heimatstadt Station macht, erfüllt ihn mit Freude und Stolz. Auch weil mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie das Camp auf der Kippe stand. Doch gemeinsam haben Klub und Gastgeber ein Konzept erarbeitet, für das das Gesundheitsamt schließlich grünes Licht gegeben hat: Ein- und Ausgang sind getrennt, die Kinder in sechs Altersgruppen unterteilt, die nicht gewechselt werden. Außerhalb des Trainingsplatzes werden Masken getragen. Eltern dürfen ihren Kindern nicht beim Training zuschauen.

    Das ganze Jahr unterwegs

    In normalen Zeiten nehmen um die 22 000 Kinder weltweit an der BVB-Fußballakademie teil. „Wir sind fast das ganze Jahr über unterwegs und arbeiten teilweise mit Trainern vor Ort zusammen“, berichtet Torsten Sengteller. Wenn ein Kind mit tollen Leistungen aus der Masse heraussticht, kann es bei einem der Partnervereine des BVB trainieren oder zum Aufbaukurs nach Dortmund kommen.

    Torsten Sengteller hat früher selber Fußball gespielt und wurde ebenfalls von einer Verletzung gestoppt. Seit drei Jahren leitet er den sportlichen Bereich an der Akademie. Langfristig möchte der 55-Jährige noch mehr Partnervereine finden, um die Vernetzung untereinander weiter zu verbessern und Talente richtig fördern zu können – auch solche, die nicht im Umkreis von Dortmund zu-Hause sind. BVB-Coaches fahren dafür regelmäßig dorthin, um mit den Kindern zu trainieren.

    Abkühlung aus dem Schlauch

    Geübt wird auch in den Camps. Bis zu sechs Stunden am Tag. In Wismar scheint dabei unermüdlich die Sonne. „Das Wetter ist anstrengend“, sagt Carlos Holst (12). Er spielt seit zwei Jahren beim PSV, seine Position ist Torwart, sein Vorbild Torhüter Marc-André ter Stegen vom FC Barcelona, sein Lieblingsverein Hansa Rostock. Dass er nun fünf Tage in Schwarz-Gelb trainiert, stört den Wismarer nicht. „Es macht viel Spaß, vor allem das Eins-gegen-Eins-Training.“ Und etwas Abkühlung gibt es auch. Nach der Mittagspause gibt es einen kleinen Regen aus dem Wasserschlauch.

    Quelle: Ostseezeitung, Text und Fotos: (c) Kerstin Schröder