Die Abteilung Fußball eines der größten Vereine in der Region stellt sich für die Zukunft neu auf.
Grund genug für die Online-Redaktion mit unserem neuen Abteilungsleiter Andrè Korsch ins Gespräch zu gehen und mit ihm über seine Vorstellungen zur Entwicklung der Abteilung Fußball zu sprechen.
Das Interview (hier in der Langversion) wurde geführt von Frauke Garthaus.
Andrè, wie bis Du zum PSV gekommen?
Die Antwort ist ganz einfach: durch unseren Sohn. Der spielt Fußball beim PSV seit der G-Jugend – also quasi seit er laufen kann. Mittlerweile spielt er seine erste Großfeld-Saison und ist immer noch mit Spaß dabei. Und in diesen knapp zehn Jahren bin ich als Fußballfan – und natürlich auch als stolzer Papa – so oft es geht dabei. Der PSV ist ein sehr familiärer Verein und da ergibt es sich zwangsläufig, dass viele Kontakte geknüpft werden und man sich regelmäßig austauscht. Mittlerweile sind aus diesen Bekanntschaften sogar echte Freundschaften entstanden. Das ist sicher etwas Besonderes.
Ende Dezember wurde ich dann gefragt, ob ich mir eine Funktion in der Abteilungsleitung vorstellen könnte. Und ich habe sofort meine Unterstützung angeboten. Als der bisherige Abteilungsleiter Fußball, Jörg Grützmacher, auf eigenen Wunsch kürzer treten wollte und seinen Vorsitz abgegeben hat, habe ich mit Unterstützung aller Vorstandsmitglieder die oberste Funktion in der Abteilung übernommen. Mit einer gehörigen Portion Demut aber auch mit vielen Ideen im Kopf.
Was willst Du anders machen?
Gar nicht so viel. Denn alle ehrenamtlichen Trainer, Betreuer und Funktionäre haben bisher einen wirklich guten Job gemacht und werden das sicher auch weiter tun – das hat mit meiner Person eher weniger zu tun.
Vielmehr wird es meine Hauptaufgabe sein, die Abteilung Fußball an der einen oder anderen Stelle weiter zu professionalisieren. Denn gerade in der Außendarstellung gibt es aus meiner Sicht noch Reserven. Hier kann ich meine beruflichen Erfahrungen und Kontakte sicher so einbringen, dass der PSV und die vielen guten Dinge die im und um den Verein herum passieren, besser wahrgenommen werden.
Da hast Du Dir aber was vorgenommen.
Du hast Recht. Aber einerseits bin ich nicht alleine und andererseits hat mein Vorgänger ja bereits Dinge auf den Weg gebracht. Eine meiner ersten „Amtshandlungen“ ist die Neuordnung der Abteilung und die Einführung professioneller Strukturen gewesen. Mit dem Ziel, neue Leute an Bord zu holen und die anstehenden Aufgaben auf möglichst viele Schultern zu verteilen. Denn wir dürfen nicht vergessen, wir alle machen das ehrenamtlich.
Die Schaffung und auch Besetzung der Funktion „Sportlicher Leiter“ mit Jürgen Rohloff gehört hier genauso dazu wie der Einsatz einer Referentin für Online-Medien und Social Media oder die Benennung eines verantwortlichen Ansprechpartners für den Bereich Fankoordination und Merchandising.
Und: wir haben in der Abteilungsleitung einen neuen verantwortlichen Obmann für Schiedsrichterwesen. Dieser Bereich bedarf einer kompetenten und verlässlichen Betreuung, um insbesondere junge Schiedsrichter für dieses Amt zu begeistern. Ich freue mich besonders darüber, dass mein Vorgänger Jörg Grützmacher diesen Bereich übernommen hat und uns mit seiner Erfahrung – auch als langjähriger Schiedsrichter – in der Abteilung erhalten bleibt.
Insgesamt kann ich jetzt bereits nach den ersten Wochen sagen, es macht einen riesen Spaß in der Truppe. Alle Sportfreunde sind mit sehr viel Herzblut dabei. Ich denke, dieser Geist überträgt sich nicht nur auf die Teams sondern auf den gesamten Verein.
Konntest Du darüber hinaus schon was umsetzen?
Mein erster Blick richtet sich natürlich auf die Außendarstellung. Mir ist ein einheitliches Auftreten sehr wichtig – im Beruflichen wie natürlich auch beim PSV. Deshalb habe ich die Darstellung der Abteilung visuell aufgefrischt. Hier spielen die sozialen Medien eine wichtige Rolle. Wir haben bei Facebook einen neuen Style eingeführt, kurz darauf bei Instagram einen eigenen Kanal aufgesetzt und jetzt seit knapp einer Woche einen neuen, voll mobilfähigen Webauftritt.
Aber auch das Auftreten der Teams wird künftig einheitlicher sein als bisher. Dank der hervorragenden Arbeit unseres Sponsoring-Beauftragten Thomas Frahm sind wir eine strategische Partnerschaft mit der Sportfachgeschäft-Kette Sport Duwe und dem Sportartikelhersteller Puma eingegangen. Gleichzeitig gibt es für alle Teams verbindliche Richtlinien zur Mannschaftsausstattung.
An dieser Stelle möchte ich mich einmal ganz herzlich bei allen Sponsoren und Förderern bedanken. Denn ohne die finanzielle Unterstützung wären alle diese Dinge nur schwer umsetzbar.
Wie wichtig ist Dir die Jugendarbeit beim PSV?
Eine qualifizierte Jugendarbeit ist der Schlüssel für den nachhaltigen Erfolg. Es ist nicht unser Anspruch, Pokale und Meistertitel zu erringen mit Spielern, die nur bei uns sind, weil sie dafür Geld bekommen. Wir wollen uns unsere Spieler möglichst selbst ausbilden mit dem Ziel, dass sie irgendwann mal bei den 1. Herren spielen. Dieses Team soll langfristig unser Aushängeschild sein. Und wenn es gelingt, hier sukzessive eigene Spieler mit einer gleichzeitig hohen Vereinsbindung zu integrieren, haben wir schon vieles richtig gemacht.
Aber mindestens genauso wichtig ist uns, dass wir Jugendliche allen Alters dazu bringen, Sport in einem Verein zu treiben. Ich sehe das bei meinen beiden Kindern. Denn auch meine Tochter hat gut 10 Jahre Handball bei der TSG Wismar gespielt. Und beiden Kindern hat das sehr gut getan.
Teamsport an sich, mit festen Strukturen in einer Mannschaft, Spaß in der Gemeinschaft und der sportliche Wettkampf festigen nicht nur den Charakter unserer Kinder, sondern stärken oft auch das Selbstwertgefühl. Nicht nur im Falle eines Sieges sondern auch aus Wettkämpfen gegen stärkere Gegner sowie gelegentliche Niederlagen lernen Kinder für anstehende Herausforderungen im späteren Leben. Dabei zählt gegenseitiger Respekt – vor den Teamkameraden, vor dem nächsten Gegner aber auch vor den verantwortlichen Betreuern zu den wichtigsten Leitgedanken bei uns.
Und wie schaffst Du den Spagat zwischen Beruf, Familie und Deiner neuen Aufgabe beim PSV?
In erster Linie mit der Unterstützung meiner Familie. Ohne eine verständnisvolle Frau, die meine neue Leidenschaft teilt, geht es nicht. In diesem Fall habe ich mehr als Glück gehabt.
Aber auch der Arbeitgeber spielt eine wichtige Rolle. Er bietet neben der Gleitzeit unter anderem auch die Möglichkeit im Homeoffice zu arbeiten. So kann ich mit Sitzungsterminen oder öffentlichen Auftritten schon sehr flexibel umgehen.
Haben Du eigentlich selbst Fußball gespielt?
Ja, das habe ich, aber mit überschaubarem Erfolg. Rückblickend kann ich sagen, dass ich aus meinem mäßig vorhandenen Talent sicher mehr hätte machen können. Immerhin hat es über die Jahre aber für einen Stammplatz bei der SG Krupskaja/der WSG Dargetzow auf der rechten Verteidigerposition oder im rechten Mittelfeld gereicht.
Zu den größten Erfolgen zählt sicher der Gewinn des Pionierpokals Anfang der 80’er Jahre gegen die TSG Wismar – und das mit einem Carsten Jancker auf der gegnerischen Seite – [mit einem kleinen Augenzwinkern].
Und dann hast Du einfach aufgehört?
Von einem Tag auf den anderen. Warum, das wollte ich damals nicht offen aussprechen. Aber ich erinnere mich noch, dass meine Trainer alles andere als begeistert waren. Es kam zum Elterngespräch und mein Kumpel und ich hatten uns dafür auch etwas einfallen lassen. Unsere Begründung: Wir wollten einfach nicht mehr, dass unsere Mütter immer so viel dreckige Wäsche zu waschen hatten. Der wahre Grund ist aber der gewesen, dass wir einfach keine Lust mehr hatten. Jetzt kann ich es ja zugeben.
Abschließend: Und wo soll die Reise für den PSV hingehen?
Das ist schwer zu sagen. Wenn es uns gelingt, den Fußball beim PSV zu einer regionalen Marke zu entwickeln – dann bin ich fürs Erste schon zufrieden. Das ist die Basis für alles weitere. Und wenn wir weiter gemeinsam an diesem Ziel arbeiten, kommt der sportliche Erfolg zwangsläufig. Das wird die Basis sein, um Kindern in und um Wismar die Möglichkeit zu bieten, in einer Mannschaft zu spielen aber auch um ambitionierten Fußballern beste Entwicklungsperspektiven zu bieten. Davon bin ich fest überzeugt.
Und wer mich kennt der weiß, ich versuche immer das Maximum herauszuholen. Wohin uns der Weg führt, wenn alle unsere Ideen und Vorstellungen umgesetzt werden können, vermag ich nicht vorherzusagen. Ich habe zwar eine Vision, aber die ist noch zu weit weg. Also von mir aus kann es noch sehr weit gehen …
Vielen Dank Andrè und viel Erfolg.
Frauke, Online-Redaktion
OZ-Artikel, Interview in Auszügen, Ausgabe vom 18.05.2018, Seite 16